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Interviste, video e articoliPubblicato il 1 febbraio 2025

«Sicherheitspolitik ist eine Verbundaufgabe par excellence»

Die Notwendigkeit für ein Staatssekretariat für Sicherheitspolitik ist laut dessen Staatssekretär Markus Mäder eine Konsequenz aus der sicherheitspolitischen Zäsur im strategischen Umfeld der Schweiz. Sein wichtigstes Projekt ist die Erarbeitung der sicherheits­politischen Strategie der Schweiz 2025.

01.02.2025 | Interview: ASMZ, Bruno Russi

Nachdem der Bundesrat die rechtlichen Grundlagen geschaffen hatte und Sie am 22. Dezember 2023 zum Staatssekretär ernannt wurden, konnte das Staatsse­kretariat für Sicherheitspolitik am 1. Ja­nuar 2024 seine Tätigkeit aufnehmen. Dieses erste Jahr dürfte für das SEPOS und vor allem auch für Sie persönlich eine grosse Herausforderung gewesen sein, weil es darum ging, das SEPOS zu etablieren. Gleichzeitig waren Sie vom ersten Tag an sicherheitspolitisch voll gefordert. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Markus Mäder: Das erste Jahr war tatsächlich intensiv. Es ging um die Etablierung eines neuen Bundesamtes mit dem Status eines Staatssekretariats, was in der Bundesverwaltung nicht alle Tage passiert. Wenn Neues entsteht, ist die Pionierphase besonders anspruchsvoll. Es galt mehrere Herausforderungen gleichzeitig zu meistern, dies unter Zeitdruck und unter Aufmerksamkeit von Politik und Medien. Wir mussten laufende sicherheitspolitische Geschäfte vorantreiben, während wir noch Organisation, Struktur, interne Arbeitsabläufe und Querschnittsbereiche als Bundesamt einrichteten. Meine Erfahrungen und Kontakte aus den Tätigkeiten aus über 20 Jahren in der Schweizer Sicherheitspolitik waren bei dieser Aufgabenstellung hilfreich. Einmal mehr bewährte sich auch, was mir als Offizier der Schweizer Armee über Führung beigebracht worden ist: Nach der Konstituierung der Geschäftsleitung des SEPOS führten wir gemeinsam eine Problemerfassung und Lagebeurteilung durch, fällten darauf gestützt die notwendigen Entscheide und entwickelten einen Plan zur Umsetzung. Wo sinnvoll bauten wir auf Bestehendem und Bewährtem auf, während wir für neue Aufgaben neue Ansätze entwickelten. Meine Funktion als Staatssekretär für Sicherheitspolitik ist Privileg und Herausforderung zugleich. Ich darf dabei auf ein sehr gutes Führungsteam sowie engagierte und kompetente Mitarbeitende zählen.

Einmal mehr bewährte sich auch, was mir als Offizier der Schweizer Armee über Führung beigebracht worden ist.
Markus Mäder, Staatsekretär SEPOS

Warum braucht es überhaupt ein Staatssekretariat für Sicherheitspolitik?

Die Notwendigkeit für ein Staatssekretariat für Sicherheitspolitik ist eine Konsequenz aus der sicherheitspolitischen Zäsur, die in unserem strategischen Umfeld stattgefunden hat. Die Anwendung brutaler Machtpolitik nimmt weltweit zu; die regelbasierte internationale Ordnung, das Völkerrecht und das Prinzip der friedlichen Streitbeilegung werden mehr und mehr in Frage gestellt. Russland führt einen Angriffskrieg gegen einen souveränen Nachbarstaat - also einen bewaffneten Konflikt in einem Ausmass, wie es ihn in Europa seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gab, mit Auswirkungen auf den gesamten Kontinent und darüber hinaus. Die hybride Konfliktführung ist bereits in ganz Europa und auch der Schweiz Realität, der Übergang zwischen Krieg und Frieden ist fliessend und unscharf geworden.

Zu dieser besorgniserregenden Lageentwicklung kommt die wachsende Komplexität der Rahmenbedingungen hinzu: Die Technologien entwickeln sich rasant weiter; Globalisierung, Urbanisierung und Digitalisierung schaffen neue Herausforderungen, aber auch Chancen. Wirtschaft und natio­nale Sicherheit werden zunehmend ver­knüpft; wirtschaftliche Abhängigkeiten, etwa bei Lieferketten oder dem Zugang zu Rohstoffen und Märkten, dienen als macht­politische Druckmittel. Und die demografi­schen wie auch gesellschaftlichen Entwick­lungen haben Einfluss auf die personelle Ausstattung der sicherheitspolitischen Ins­trumente.

Angesichts dieser Kumulation von He­rausforderungen beschloss der Bundesrat 2023, den Aufgabenbereich der Sicher­heitspolitik auf Stufe Bund institutionell und inhaltlich zu stärken. Das per 2024 geschaffene SEPOS soll dafür sorgen, dass die Schweiz ihre nationale Sicherheit ganzheitlicher, kohärenter und voraus­schauender angeht und ihre sicherheits­politischen Mittel besser aufeinander ab­stimmt.

Welches sind die wichtigsten Projekte des SEPOS?

Das derzeit wichtigste Projekt ist die Er­arbeitung der sicherheitspolitischen Strate­gie der Schweiz 2025. Sie dient als Grund­lagendokument für die kommenden Jahre zur Ausrichtung der Sicherheitspolitik und als Richtschnur für die Weiterentwicklung ihrer Mittel. Der Bundesrat wird die Strate­gie Mitte 2025 in eine Vernehmlassung schi­cken und bis Ende 2025 zuhanden des Parla­ments verabschieden.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Wei­terentwicklung des Dienstpflichtsystems, um die Alimentierung von Armee und Zivil­schutz langfristig zu gewährleisten. Die Ein­führung des obligatorischen Orientierungs­tages für Frauen und die Arbeit an einem neuen Dienstpflichtsystem beschäftigen uns 2025 weiter. Parallel dazu laufen die Arbeiten zur Umsetzung des Zusatzberichts zum Si­cherheitspolitischen Bericht 2021. Das SEPOS ist in beide zentrale Handlungsfelder eng einbezogen: die Stärkung der Verteidigungs­fähigkeit und die Intensivierung der inter­nationalen Kooperation. Hinzu kommt die Umsetzung des per Januar 2024 in Kraft ge­setzten Informationssicherheitsgesetzes, das ebenfalls eine zentrale Rolle spielt - denn geschützte und verlässliche Informationen sowie vertrauenswürdige und risikobe­wusste Mitarbeitende sind die Vorausset­zung für jegliches sicherheitspolitisches Handeln, und die Anforderungen an den Informationsschutz sind gestiegen.

Wie sehen die Strukturen und die Auf­gabenverteilung im SEPOS aus?

Wenn in der Bundesverwaltung ein Staats­sekretariat geschaffen wird, werden in der Regel bestehende Einheiten zusammen­geführt. So geschah dies auch beim SEPOS: Wir konnten aus dem Generalsekretariat VBS die Abteilung Sicherheitspolitik, Teile der Informationssicherheit und die Fach­stelle Personensicherheitsprüfungen über­nehmen. Zusätzlich wurden einige Fach­leute aus anderen Dienststellen des VBS, vor allem aus der Gruppe Verteidigung, an Bord genommen. Neu musste die interne Struk­tur geschaffen werden, um den zusätzlichen Aufgaben des SEPOS gerecht zu werden und eine minimale Stabs- und Führungsunter­stützungsorganisation zu gewährleisten. Insgesamt erfolgte die Schaffung des SEPOS kosten- und stellenneutral durch eine Neu­gruppierung bestehender Abteilungen und Ressourcen innerhalb des VBS.

Wir stiessen vom ersten Tag an auf grosses inhaltliches Interesse im gesam­ten Spektrum der sicherheitspolitisch engagierten Kreise.
Markus Mäder, Staatsekretär SEPOS

In den Schweizer Medien wurde das Staatssekretariat für Sicherheitspolitik bei der Bekanntgabe durch Bundesrätin Viola Amherd nicht gerade mit Enthu­siasmus aufgenommen. Wie wurde das SEPOS bei den Partnern im Inland auf­genommen?

Das SEPOS ist gut aufgenommen worden. Interessant ist, dass ich seit dem Start­schuss des SEPOS kaum auf diese damali­gen Nebengeräusche angesprochen wor­den bin. Im Gegenteil, wir stiessen vom ersten Tag an auf grosses inhaltliches Inte­resse im gesamten Spektrum der sicher­heitspolitisch engagierten Kreise, sei dies seitens politischer Parteien, Parlamentarie­rinnen und Parlamentarier, Verbänden, Gesprächsforen sprächsforen, Offiziersgesellschaften, kan­tonaler Organisationen, Forschungsstellen und Lehrstätten bis hin zu einzelnen Bürgern. gern. Das Interesse an der Materie «Sicher­heitspolitik» ist enorm. Das zeigt sich auch darin, dass viele sich austauschen und bei­tragen möchten.

Sie hatten im letzten Jahr viele Ausland­kontakte. Wie wurde das SEPOS im Aus­land bei unseren Partnern aufgenom­men?

Meine ersten Auslandkontakte als Staats­sekretär dienten der gezielten Vernetzung mit Amtskolleginnen und -kollegen aus­gewählter Partnerstaaten. Das ist kein ein­maliger Vorgang, die Pflege und Festigung dieses Netzwerkes mit sicherheitspolitischen Entscheidungsträgern in unserem strategi­schen Umfeld wird weitergehen. Die Ge­spräche bei meinen Auslandkontakten haben gezeigt, dass die Schaffung eines auf Sicher­heitspolitik fokussierten Staatssekretariats überall auf Interesse stösst.

Die Absicht der Schweiz, die Sicherheitspolitik institutionell aufzuwerten, wird geachtet. Unsere inter­nationalen Sicherheitspartner suchen den Informations- und Erfahrungsaustausch, in manchen Bereichen auch die Kooperation mit der Schweiz.

Zu den Aufgaben des SEPOS gehört die Antizipation sicherheitspolitischer Ent­wicldungen und die Erarbeitung strategi­scher Handlungsoptionen zuhanden der politischen Entscheidungsträger. Antizi­pation von Bedrohungen gehört aber auch zum Kerngeschäft der Nachrichten­dienste: Wie arbeiten Sie mit den Nach­richtendiensten NDB und MND zusam­men?

Antizipation ist eine komplementäre Aufgabe. Sie wird durch mehrere Bundesstellen wahr­genommen, jeweils mit einem spezifischen Fokus. Die Antizipation des SEPOS konzen­triert sich auf sicherheitspolitische Heraus­forderungen, die sich künftig stellen könnten, wie auch auf Chancen, die zur Stärkung der Sicherheit der Schweiz genutzt werden könn­ten. Das SEPOS hat eine sicherheitspolitische und auf die Beratung der politisch-strategi­schen Führung ausgerichtete Perspektive. Dazu gehört neben der Beurteilung einer neuen Entwicklung mit sicherheitspolitischer Bedeutung für die Schweiz auch die Er­arbeitung möglicher Lösungsansätze oder konkreter Handlungsoptionen.

Die Zusammenarbeit mit dem NDB ist eng und vertrauensvoll, aber auch mit der Gruppe Verteidigung - inklusive MND -, dem EDA, der Bundeskanzlei, dem Bundes­amt für Bevölkerungsschutz oder dem Bun­desamt für Cybersicherheit. Die diversen Stellen, die sich innerhalb des Bundes mit Aspekten der Früherkennung, Antizipation und Krisenvorsorge beschäftigen, sind unter­einander vernetzt, tauschen sich gegenseitig aus und ergänzen sich mit ihrer fachlichen Perspektive, woraus ein Gesamtbild zuhan­den der politischen Führung entstehen soll.

Das SEPOS setzt sich Schulter an Schulter mit der Gruppe Verteidigung und der Armee für die Sicherheit der Schweiz ein, die Zusammenarbeit ist eng und intensiv.
Markus Mäder, Staatsekretär SEPOS

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit und Abgrenzung zu den Verantwortlichkei­ten und Inhalten des Departementsbe­reichs «Verteidigung» und zur Armee?

Das SEPOS setzt sich Schulter an Schulter mit der Gruppe Verteidigung und der Armee für die Sicherheit der Schweiz ein, die Zu­sammenarbeit ist eng und intensiv. Der Chef der Armee und ich tauschen uns regelmässig zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Geschäften aus, und mit den verschiedenen Teilen der Gruppe Verteidigung erfolgt die Zusammenarbeit im Rahmen institutionali­sierter Gremien wie auch konkreter Ge­schäfte. Das SEPOS arbeitet in Projekten der Armee mit, begleitet und unterstützt ver­teidigungspolitische und militärische Ge­schäfte und stellt dabei die Einhaltung des sicherheitspolitischen Rahmens sicher. Bei­spielsweise bereiten wir die politischen Ent­scheide zu Armeeeinsätzen vor und tragen zur Erarbeitung der jährlichen Armeebot­schaft sowie weiterer Grundlagen für die Fähigkeitsentwicklung bei.

Zum Aufgabenbereich des SEPOS gehört auch die Abstimmung der sicherheits­politischen Instrumente der Bundesver­waltung. Was muss man sich darunter konkret vorstellen?

Das SEPOS sorgt für Kohärenz bei den sicherheitspolitischen Grundlagen und Vor­gaben auf Stufe Bund. Man könnte dies auch als eine Orchestrierung der sicherheits­politischen Instrumente bezeichnen. Wir be­wegen uns dabei auf einer koordinierenden, nicht auf einer umsetzenden Ebene. Das SEPOS gehört zum Verbund und ist gegen­über anderen Ämtern nicht weisungsbefugt. Das Departementalsystem und die föderale Struktur der Schweiz gelten unverändert, auch in der Sicherheitspolitik und auch für das SEPOS. Wir üben unsere Vorgaben- und Synchronisationsfunktion durch perma­nenten Austausch und kraft der guten Argumente aus, und wenn es einer formalen Be­auftragunganandereZuständigkeitsbereiche bedarf, erfolgt diese über die Departements­ebene, den Sicherheitsausschuss Bundesrat oder die Kerngruppe Sicherheit.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der themengerechten Vernetzung und Abstim­mung. Das Staatssekretariat für Wirtschaft beispielsweise hat die Federführung bei den Exportgesuchen für Kriegsmaterial und be­zieht das SEPOS ein, wenn sicherheitspoli­tisch relevante Aspekte zu beurteilen sind. Mit dem Staatssekretariat für Bildung, For­schung und Innovation haben wir jüngst einen Austausch über «Research Security» initialisiert; dabei geht es um die Frage, wie der Bund die Hochschulen und Forschungs­stätten in der Schweiz beim Schutz ihrer Forschung und ihres Wissens in Schlüssel­technologien gegen machtpolitisch moti­vierte Spionage besser unterstützen kann. Mit dem EDA wiederum besteht eine Zu­sammenarbeit in zahlreichen Dossiers, die sich mit internationaler Sicherheit befassen.

Welches sind, nach Ihrer Lagebeurteilung, die zentralen Bedrohungen und Gefahren, mit denen sich die Schweiz in den kom­menden Jahren auseinandersetzen muss?

Die sicherheitspolitische Zäsur und die sich verändernden Rahmenbedingungen habe ich bereits erwähnt. Im Zentrum steht die Rück­kehr der Machtpolitik, mit der die Hemm­schwelle zur Anwendung nicht militärischer Druckmittel bis hin zu offener militärischer Gewalt deutlich gesunken ist. Wir beobachten eine Aushöhlung der regelbasierten inter­nationalen Ordnung und damit des Systems kollektiver Sicherheit und multilateraler Konfliktlösungsmechanismen. Diese waren als Folge des Zweiten Weltkrieges zur Ver­hinderung weiterer Kriege etabliert und über Jahrzehnte gefestigt worden. Nun scheinen sie im Niedergang zu sein. Rüstungskontroll­abkommen erodieren und werden nicht er­neuert, die Aufrüstung nimmt weltweit stark zu und die Anzahl bewaffneter Konflikte hat ein besorgniserregendes Ausmass an­genommen. Nach mehreren Jahrzehnten rela­tiven Friedens müssen wir uns mit den Aus­wirkungen eines umfassenden bewaffneten Konfliktes in unserer europäischen Nachbar­schaft auseinandersetzen. Im Zuge der russi­schen Aggression gegen die Ukraine hat sich auch die hybride Konfliktführung gegen Europa markant verschärft, sowohl in quanti­tativer und qualitativer Hinsicht wie auch in ihrer Vernetzung. Dazu gehören Beein­flussungsaktivitäten, Desinformation, Cyber­angriffe, Spionage, Sabotage und Sanktions­umgehungen sowie die Androhung und schliesslich - siehe Ukraine - die Anwendung roher militärischer Gewalt zur Interessendurchsetzung und Niederwerfung souveräner Staaten. Die Lage auf dem europäischen Kon­tinent war seit dem Ende des Zweiten Welt­krieges nie gefährlicher und volatiler als heute. All dies betrifft auch die nationale Sicherheit der Schweiz.

Ein direkter militärischer Angriff gegen die Schweiz ist weiterhin unwahrscheinlich. Aber wir müssen uns auch auf die Bedrohun­gen vorbereiten, deren Eintretenswahrschein­lichkeit auf absehbare Zeit zwar tief, aber jenseits des erkennbaren Horizonts nicht zu vernachlässigen ist, und deren potenzielles Schadensausmass gravierend oder sogar exis­tenzgefährdend ist. Die Schweiz befindet sich - mitten in Europa und umgeben vom Stabili­tätsgürtel der NATO und der EU - nach wie vor in einer günstigen strategischen Lage. Dennoch hat die Schutzwirkung der geogra­fischen Distanz zu bewaffneten Konflikten durch das Potenzial von Abstandswaffen und angesichts der Angriffsmöglichkeiten im Cy­ber- und Informationsraum deutlich abge­nommen. Damit einher geht auch eine Ver­kürzung der Vorwarn- und Reaktionszeiten. Dabei beobachten wir, wie die aktuellen Kon­flikte die militärtechnologische Entwicklung beschleunigen: Tempo, Reichweite, Präzision, Vernichtungskraft und Vernetzung militäri­scher Aktionen in allen Wirkungsräumen nehmen zu.

Gleichzeitig bleiben Terrorismus, Gewalt­extremismus sowie organisierte Kriminalität eine Herausforderung für die innere Sicher­heit der Schweiz. Die Migration per se ist keine Bedrohung, aber sie hat auch sicher­heitspolitische Auswirkungen. Ebenso der Kli­mawandel, der weltweit Armut und Ungleich­heiten verstärkt, Konflikte um Ressourcen verschärft und zu einer Zunahme von Natur­katastrophen und Extremwetterereignissen auch bei uns führt. In der Summe fordert uns diese vielschichtige Bedrohungs- und Gefah­renlage umfassend heraus. Wir müssen die Resilienz von Staat, Wirtschaft und Gesell­schaft erhöhen, Abhängigkeiten und Ver­wundbarkeiten reduzieren, unsere zivilen wie militärischen Abwehrfähigkeiten stärken so­wie die Voraussetzungen für die Zusammen­arbeit mit unseren Partnern verbessern.

Das SEPOS ist auch die nationale Sicherheitsbehörde gegenüber auslän­dischen Behörden und stellt sicher, dass unsere Infor­mationssicherheit mit derjenigen unserer Partner kompatibel ist.
Markus Mäder, Staatsekretär SEPOS

Die Bedrohungen im Cyberraum gewin­nen zunehmend an Bedeutung. Anfang 2024 nahm auch das Bundesamt für Cybersicherheit seine Funktion auf. Gibt es da keine Doppelspurigkeit mit dem SEPOS?

Das Bundesamt für Cybersicherheit, das BACS, steuert die nationale Cyberstrategie und ist schweizweite Anlauf- und Fachstelle für die Analyse von Cyberbedrohungen und das Vorfallmanagement. Es befasst sich mit der Cybersicherheit der Schweiz und unter­stützt insbesondere kritische Infrastruk­turen. Das SEPOS - konkret die Fachstelle des Bundes für Informationssicherheit - ist Vor­gabe-, Steuerungs- und Aufsichtsstelle für die Informationssicherheit des Bundes. Es geht darum, dass die Bundesverwaltung, die Armee und auch Dritte, die klassifizierte Daten des Bundes bearbeiten, diesen Schutz gemäss neuem Informationssicherheits­gesetz gewährleisten. Das SEPOS ist auch die nationale Sicherheitsbehörde gegenüber aus­ländischen Behörden und stellt sicher, dass unsere Informationssicherheit mit der­jenigen unserer Partner kompatibel ist; dies ist die Voraussetzung für den Austausch klassifizierter Informationen. Zudem sorgen wir auch im Bereich der Cyber-Sicherheits­politik für Kohärenz und Koordination der beteiligten Akteure. Die Zuständigkeiten von BACS und SEPOS sind klar definiert, die Zu­sammenarbeit ist eng. Einzelne Berührungs­und Überlappungspunkte müssen aufgrund der ersten Erfahrungen in der neuen Konstel­lation noch justiert werden, aber insgesamt sind die Rollen geklärt. Auch in der Cyber­und Informationssicherheit führt letztlich nur der Verbund zu den besten Resultaten.

Zum Schluss: Welche Bilanz ziehen Sie nach dem ersten Jahr in der neuen Funk­tion und welche Lehren nehmen Sie mit für die Zukunft des SEPOS?

Die Startphase ist gelungen, der Brückenkopf gebildet, ich bin mit dem im ersten Jahr Er­reichten zufrieden. Aber auf den Lorbeeren dieser positiven Zwischenbilanz auszuruhen, wäre fehl am Platz. Der Druck auf den Auf­gabenbereich der Sicherheitspolitik bleibt angesichts der Herausforderungen im strate­gischen Umfeld und der Erwartungen an uns seitens Politik und interessierter Öffentlich­keit ausgesprochen hoch. In den kommenden Jahren stehen intensive Arbeiten an, die ich unter dem Begriff «Konsolidierung» zu­sammenfasse. Mit dem SEPOS haben wir die einmalige Chance, die Sicherheitspolitik des Bundes weiterzuentwickeln sowie den Ver­bund und die Vernetzung der Instrumente zu stärken. Mit der Form alleine ist es nicht getan, letztlich zählen Inhalt und Resultat. Aber die neue institutionelle Basis - ein für diesen Aufgabenbereich hauptverantwort­liches Staatssekretariat - begünstigt die Stär­kung der nationalen Sicherheit der Schweiz.